I Did.

Im Spiegel Online gibt es einen ganz amüsanten Artikel über die neue Bürgerlichkeit, die unter anderem im vermehrten „Sichtrauen“ ihren Ausdruck findet.

Nun bin ich ja verheiratet. Und den ersten Hochzeitstag haben wir auch schon hinter uns. Also kann ich ja schon mal nicht sagen, dass ich heiraten prinzipiell schlecht finde, denn das würde dann doch in argem Widerspruch zu einem bestimmten Tag im April 2005 stehen.

Ich erinnere noch, wie mir vor ein paar Jahren eine Kommilitonin, mit der ich auch zusammen Abi gemacht habe, während einer Vorlesung die Hand unter die Nase hielt und mir mitteilte, dass sie jetzt verlobt sei. Wie üblich musste ich da erstmal schlucken. Natürlich sagt man da „Gratulation!“ und „Toll!“ und sowas und erkundigt sich mal, wann denn die Hochzeit geplant sei und all solche Sachen. Ich war ja auch nie gegen’s Heiraten. Ich erfuhr dann auch, dass sie und ihr Zukünftiger am Tage der Hochzeit dann ungefähr anderthalb Jahre zusammen sein würden.

Bitte was???

Das habe ich jedenfalls gedacht, gesagt habe ich nichts. Ich gönne wirklich jedem (na ja, fast jedem), dass er seinen Traumpartner findet und dann möglichst glücklich mit ihm oder ihr wird. Aber aller Romantik zum Trotz halte ich es doch prinzipiell für etwas verfrüht, nach weniger als einem Jahr Partnerschaft schon die Hochzeit zu planen. Zumal, wenn man gerade erst Anfang zwanzig ist.

Wie auch immer. Aus meiner Stufe waren mindestens drei Mädchen vor mir verheiratet, wobei ich über die genauen Umstände nicht Bescheid weiß. Ich war auch auf keiner dieser Hochzeiten. Überhaupt war ich in meinem Leben auf insgesamt fünf Hochzeiten, meine inbegriffen. Davon waren auch nur zwei kirchlich, und auf der einen war ich mal gerade knuffige vier oder fünf Jahre alt und habe so ziemlich keine Erinnerung daran. Meine Hochzeitserfahrung hält sich also in ertragbaren Grenzen.

Dass wir uns irgendwann auch entschieden haben, zu heiraten, hatte mehrere Gründe. Erstens mal stand für mich eigentlich schon fest, dass ich heiraten wollte. Die Frage war also eher wann. Zum Zeitpunkt der Hochzeit waren der Herr S. und ich dann schon satte fünf Jahre zusammen, davon knapp zwei mit gemeinsamer Wohnung. Aus meiner Sicht reicht diese Zeitspanne aus, um einigermaßen einschätzen zu können, ob das was wird oder nicht. Der nächste Punkt war ganz klar unromantisch der finanzielle Aspekt: einerseits die Steuern, andererseits die Krankenkasse. Ich würde nie allein aus finanziellen Gründen heiraten, aber man sollte nicht unterschätzen, wie viel mehr da dann doch rauskommt.

Ein letzter Grund (zumindest für mich), uns dann tatsächlich festzulegen, war im Übrigen das Datum. Nein, kein blödes Schnapsdatum. Das finde ich ja immer eher albern, und dient ja auch nur dazu, dass man sich den Hochzeitstag besser merken kann. Wir haben dagegen an dem Tag geheiratet, an dem meine Oma ihren 90. Geburtstag gefeiert hätte, fast genau 10 Jahre nach ihrem Tod und genau 54 Jahre nach ihrer eigenen Verlobung.

Was ich dann gelernt habe, war Folgendes: Heiraten ist einfach. Wirklich.

Wir waren ziemlich genau dreimal beim Standesamt. Einmal, um uns zu erkundigen, einmal, um alles festzuklopfen und einmal, um zu heiraten. Gekostet hat uns das 66 Euro. Billiger ging glaub ich auch nicht, da hatten wir schon das Basispaket ohne irgendwelche Extras.

Auch sonst ist Heiraten wirklich einfach. Man kann ja auch ohne Ringe heiraten und ohne Trauzeugen. Trauzeugen hatten wir schon, Ringe keine. Den Standesbeamten haben wir ungefähr drei Minuten vorher kennengelernt. Sicherlich kann man das auch sehr viel detaillierter und persönlicher planen, aber daran hatten wir beide kein richtiges Interesse. Nach dreißig Minuten hatte ich einen neuen Namen und einen Ehemann statt einem Freund und wir konnten nach Hause fahren.

Natürlich haben wir noch gefeiert, und zwar bei meinen Eltern zu Hause. Eingeladen war Familie und ein paar Freunde. Insgesamt kamen wir da so auf 40 bis 50 Leute, allerdings hab ich nicht gezählt. Ums Essen und Trinken hatten sich meine Eltern gekümmert, ein bisschen was wurde noch von anderer Seite dazugesteuert. Dazu kam, dass wir aufgrund des Datums an einem Montag geheiratet haben, es also eh nichts war mit bis in den Morgen feiern. Sogar ich bin am nächsten Tag zur Arbeit gegangen, wenn ich mich richtig erinnere.

So war’s also. Kirchlich haben wir nicht geheiratet und haben das auch nicht vor. Das liegt allerdings bei mir vor allem daran, dass ich mir ziemlich doof dabei vorkommen würde, auf eine kirchliche Hochzeit zu bestehen, wo ich doch nie in die Kirche gehe. Ich kann zwar verstehen, warum andere Leute das unbedingt wollen, für mich kommt es nicht in Frage. Meiner Ansicht nach kann man auch einfach so ein schönes großes Hochzeitsfest feiern.

Blöde Spiele gab’s auch nicht. Gott sei Dank. Ich kriege immer einen großen Schreck, wenn ich Hochzeitsberichte höre oder lese, wo das arme Brautpaar mit irgendwelchen vermeintlich witzigen Spielen gequält wurde. An dieser Stelle möchte ich mal festhalten, dass ich ganz sicher keinen Spaß daran hätte, von meiner eigenen Hochzeit entführt zu werden, um dann in irgendeiner verrauchten Kneipe darauf zu warten, dass der Herr Bräutigam mich findet und ich endlich wieder zurück darf. Außerdem will ich auch nicht, dass irgendwelche Freunde mir Sachen aus meiner Wohnung klauen, und nur gegen Erfüllung doofer Aufgaben wieder rausrücken. Diebstahl ist sowas. Und überhaupt ist Walzer tanzen in umgekehrten Rollen (also Mann tanzt Frauenpart und andersrum) nicht ernsthaft amüsant. Ich kann ja noch nicht mal einen Walzer in richtigen Rollen tanzen. Meinen Brautstrauß hab ich auch nicht geworfen. Statt dessen hab ich den getrocknet und im Schlafzimmer stehen.

Jeder soll seine Hochzeit so gestalten, wie er mag. Ich wollte eine unkomplizierte Feier mit netten Leuten und leckerem Essen und hab das auch so bekommen. Am ersten Hochzeitstag waren wir in Köln beim Japaner und haben da schön zu zweit gefeiert.

Ringe haben wir übrigens mittlerweile, aber sie passen noch nicht. Nachdem vor ein paar Monaten mein Opa gestorben ist, hat uns meine Mutter die Eheringe meiner Großeltern gegeben. Die müssen wir jetzt noch anpassen lassen, sind aber bislang noch nicht dazu gekommen.

Und ein Hochzeitslied gab’s auch. Darum hatte meine Mutter sich gekümmert und noch extra die CD gekauft. Und beim kleinen Sektempfang zu Hause sang Dusty Springfield dann (quasi mir aus der frisch verheirateten Seele sprechend) „Son of a Preacher Man“.

Letztlich kann man also feststellen.: Hochzeiten können ganz, ganz schlimm sein. Müssen aber nicht.

4 machen mit. to “I Did.”

  1. Bina Says:

    Genauso stelle ich mir das auch so. Schlicht, aber schön. Hört sich sehr schön an! Und bloss keine abartigen Aktionen. Und das mit den 60€ hatten wir auch schonmal erfragt. Wenn ich doch nur nicht so wild auf Flitterwochen wäre…
    Nur deswegen gehen wir bald in das dritte Verlobungsjahr. Manchmal könnte ich mich selbst treten…

  2. Tina Says:

    Ich kenne da ein paar Mädels, die fingen schon nach vier Monaten an von Hochzeit mit „dem einzigen Sinn ihrer Existenz“ (sprich: Freund) zu schwärmen. Die tragen auch Partnerlook. Mich schockt dann auch das Alter, die sind nämlich alle gerade Anfang 20.

    Ich darf mir nach 6 Jahren Beziehung schon Gedanken machen 😀

    Spielchen will ich auch keine. Aber viel Spaß und viele zufriedene und begeisterte Menschen, die mir etwas bedeuten um mich herum. Egal wo die Feier auch sein wird.

  3. Christoph Says:

    Liebe Anne,

    Du sprichst mir aus der Seele. Nichts ist schlimmer als eine verkrampfte oder unlustige Hochzeit. Meine war zwar nicht lustig, denn wir beide waren ganz allein. (Lustig waren nur die Blicke der Tischnachbarn in dem Restaurant, wo wir zu Mittag aßen.) Aber es konnte uns auch niemand die Sache vermiesen.

    Im übrigen haben wir nur aus steuerlichen Gründen geheiratet. Und weil unser Sohn unterwegs war. Eheliche Kinder verursachen deutlich weniger Verwaltungsaufwand und Kosten!

    Nach bereits fünf gemeinsamen Jahren und davon drei in gemeinsamer Wohnung stand für uns ohnehin fest: Liebe braucht keinen Trauschein; die Ehe braucht aber den festen Willen zusammenzubleiben. Das ist vorher nicht immer leicht abzusehen und nach der Hochzeit eine fortgesetzte Aufgabe für das Paar.

    Im übrigen fand ich es einen tollen Liebesbeweis, das meine Frau meinen Namen annahm, und zwar ganz ohne zu Zögern. In unseren aufgeklärten (abgeklärten) Zeiten.

    Euch wünsche ich weiterhin viel Glück!

  4. Trivial Delight » Blog Archive » Endlich kommt’s zu mir… Says:

    […] Wenn überhaupt, dann der Eintrag über unsere Hochzeit. Allerdings kamen da auch einige Kommentare, also sollte ich mich nicht beschweren. Ansonsten war ich eigentlich noch nie enttäuscht, weil ein vermeintlicher Supereintrag nicht ordentlich von den Lesern gewürdigt wurde. […]

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