Zwei Cent

Hab mich ja bisher aus der StudiVZ-Geschichte rausgehalten, weil es dazu genügend Informationen anderweitig im Netz gibt, aber jetzt misch ich mich dann doch mal kurz ein (und dann auch gleich wieder raus).

Die Kommentare diverser Studenten lassen einem wirklich mal einige Gänsehäute rauf- und runterlaufen. Mal abgesehen von Stil, Grammatik und Rechtschreibung scheinen da wirklich ganz viele Leute ziemlich wichtige Dinge überhaupt nicht verstanden zu haben.

Denn obwohl ich meine persönliche Daten nicht für die wichtigsten der Welt halte, halte ich Datenschatz schon für ein wichtiges Thema. Hier geht es ja nicht nur darum, ob man jetzt drei Werbemails mehr pro Monat kriegt, sondern auch darum, ob ein paar notgeile Idioten nichts anderes zu tun haben, als darüber zu beraten, welche Studentin man denn als nächstes sexuell belästigen will. Und nein, das Argument, dann solle man solche Bilder nicht ins Netz stellen, zieht nicht, besonders wenn hier offensichtlich in vermeintlich privaten Photoalben abgelegte Bilder einfach so über einen anderen Server abgerufen werden können.

Auch „Wer meckert, soll es erstmal besser machen“ ist kein Argument. Das sagen die bei DSDS auch immer, wenn sie vom Publikum ausgebuht werden und haben da etwas Wesentliches nicht verstanden. Ich kann sehr wohl meckern, ohne, dass ich die fachliche Qualifikation besitzen müsste, mein Meckerobjekt besser hinzukriegen. Sonst müsste man ja Universalgenie sein, um sich überhaupt zu irgendwas äußern zu können. Ich darf mich im Restaurant beschweren, wenn das Essen nicht geschmeckt hat. Ich darf mich im Kaufhaus beschweren, wenn der Service scheiße ist. Ich darf mich auch beim Hersteller beschweren, wenn ein Gerät kaputtgeht. Und ich muss gar nichts besser können.

Wer sich an so ein Projekt wie einer großen Web-Community wagt, der muss auch mit Datenschutz und Datensicherheit ordentlich umgehen können, sonst sollte er die Finger davon lassen. Zu befürchten bleibt, dass die meisten der Nutzer noch nicht mal wissen, was sich hinter diesen Begriffen verbirgt. Hey, ich krieg das noch nicht mal ad hoc auseinandergehalten und ausdifferenziert, obwohl ich in dem Bereich arbeite. Und wenn ein Anbieter ein privates Photoalbum anbietet, dann kann ich auch erwarten, dass die Bilder, die ich da reinstelle, niemand sieht, den ich nicht dazu autorisiere. Ansonsten hat der Anbieter versagt, nicht ich.

Ich weiß nicht, ob den Leuten klar ist, dass im Web nicht nur Privatbildchen und belanglose Geschichtchen gespeichert sind, sondern auch hochsensible Daten. Aber vielleicht ist das ja auch ein Plädoyer der Studenten und Plattform-Nutzer, zurück zu den Wurzeln zu gehen. Karteikarten statt Datenbanken. Telefon statt e-Mail. Anmeldungen per Post verschicken und nicht im Internet ausfüllen. Juchu! Euch ist aber auch klar, dass die Zeit der Billigflieger und Onlineshops damit vorbei ist, oder?

Ich werd‘ jetzt mal ganz zynisch und sage, dass ich es vor dem Hintergrund solch unqualifizierter Kommentar (Bemerkungen zu Stil und Rechtschreibung wollte ich mir ja sparen) gar nicht wirklich schlecht finden kann, wenn jetzt Studentengebühren erhoben werden. Auch wenn das wahrscheinlich wieder genau die Falschen trifft.

4 machen mit. to “Zwei Cent”

  1. Thomas Says:

    …und wer ist dafür verantwortlich, dass der webzwonull-nutzenden Allgemeinheit ganz offensichtlich die nötige Medienkompetenz fehlt, wenn sie munter „user generated content“ abliefert oder kostenlose Dienste mit der Speicherung sensibler Daten beauftragt? Jeder kann die AGB des Unternehmens vor seiner Immatrikulation (Wow! wieder ein geiles Fremdwort gelernt…) lesen und wurde – IMHO ausreichend – über Risiken und Nebenwirkungen informiert. Gerade von Studierenden sollte man erwarten, dass sie in der Lage sind, dann die Zusammenhänge und auch die Risiken richtig einschätzen zu können.

  2. marcc Says:

    Ich vermute ja, dass einige junge Männer (ich sach mal unter 30) nicht erkennen wo die Grenze zwischen Spaß und Ernst verläuft. Deswegen spielen die einen mit Knochen in Afghanistan, die anderen mit fremden Fotos und wieder andere mit der Vidoe-Kamera in der U-Bahn und auf Toiletten.

    Nur weil was online steht ist es ja nicht für jede Publikation freigegeben. Das haben wir ja bei den „Wir sind Papst“-Bildern erfahren.

  3. Oli Says:

    Auch wenn das wahrscheinlich wieder genau die Falschen trifft.

    Einspruch euer Ehren, die muß ich zwar nun so oder so bezahlen … aber diese Argumentation hat lücken. Den Leuten fehlt einfach die Erfahrung, ich stolperte über den zweiten Bildungsweg da hinein und erlebte das Web hier quasi bei seiner Geburtsstunde. Könnte man als Vorteil sehen, ist es auch, aber auch hier kann man nicht pauschalisieren, denn viele in meinem Alter denken ebenso wie die weitaus jüngeren Zeitgenossen dort bei diesem Web 2.x Verein.
    Was mir in den letzten Tagen wieder immer entgegen geschmissen wird ist das buzz-word, Sozialkompetenz und so langsam glaube ich auch daran. Aber da wiederum sind alle in die Pflicht gerufen, denn wenn man derlei Dinge vorlebt muß man sich auch nicht wundern wenn solche Dinge bei herauskommen. Der Apfel fällt halt nicht weit vom Stamm 😉

  4. Thomas Says:

    Nachtrag: Es wäre doch eine verdienstvolle Aufgabe für das Deutsche Studentenwerk (das die Studierenden schliesslich mitfinanzieren), das Problem ganz einfach überflüssig zu machen. Ich zitiere mal von deren Homepage: „(Studentenwerke…) Diese erfüllen öffentliche Aufgaben der wirtschaftlichen, sozialen, gesundheitlichen und kulturellen Förderung der Studierenden an deutschen Hochschulen. Sie leisten einen wesentlichen Beitrag zur Verwirklichung von Chancengleichheit. Im Zusammenwirken mit Hochschulen und Hochschulstädten tragen sie zur Verbesserung der Rahmenbedingungen für das Hochschulstudium bei und beteiligen sich insoweit an der Gestaltung des Lebensraums Hochschule.“

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