Mein Haus, mein Mann, mein Auto.

Bei der Pia steht jetzt Ehemaligentreffen an. Lustig ist so was und ich finde, meine Schule könnte das auch mal machen.

Bei mir ist das Abitur im nächsten Jahr schon acht Jahre her, seitdem war ich einmal auf einem Stufentreffen und einmal bin ich mit zwei Freundinnen auf das Sommerfest unserer Schule gegangen. Gelernt habe ich da, dass mich echt fast jeder Lehrer kennt, oder zumindest zu erkennen meint, und dass man auf Schulfesten für ziemlich wenig Geld ziemlich viel Kuchen kriegt. Wenn einem also der Bäcker zu teuer ist, sollte man mal prüfen, ob nicht irgendwo in der Umgebung gerade Schulfest ist. Außerdem haben Sabrina und ich sensationell bei Singstar abgeräumt, wobei ich immer noch etwas beleidigt bin, weil sie sogar noch besser war als ich.

So oder so finde ich Ehemaligentreffen sauspannend. Gucken, wer da so alles kommt und mit einer Mischung aus Verwunderung und Ernüchterung feststellen, dass sich Leute doch nicht so sehr verändern, wie man immer denkt. Jedenfalls nicht äußerlich.

Ich bin auch so eine, die immer fragt: „Und, was machste jetzt?“ Also die Frage, die man ja bekanntlich nie stellen soll, weil alle das total ätzend und oberflächlich und irgendwie auch total scheiße finden. Sagen jedenfalls immer alle. Und fragen dann doch genau die selbe Frage.

Ich finde diese Frage nicht ätzend und oberflächlich. Ich finde das die natürlichste Sache der Welt, dass man, wenn man jemanden jahrelang nicht gesehen hat, erstmal so ganz grundlegend fragt, was derjenige denn jetzt so macht. Was soll ich denn bitte sonst fragen. „Wie geht’s dir?“ Klar. Und dann? Wir reden hier ja nicht von Leuten, mit denen ich alle Nase lang telefoniere und einen Latte Macchiatto trinke, sondern von solchen, mit denen ich ein paar Jahre nicht gesprochen habe. Wenn ich überhaupt je wirklich mit ihnen gesprochen habe.

Ich erzähle den Leuten auch gerne, was ich jetzt beruflich mache. Immerhin ist das ja auch ein nicht ganz unbedeutender Teil meines Lebens. Ich will auch nicht vergleichen, werten oder kritisieren. Ob nun jemand noch studiert, bereits Mann und Kind hat oder längst im Job ist… mir doch egal. Das eine ist nicht besser als das andere. Aber ich muss doch erstmal wissen, wo ich so grob dran bin, damit ich merke, wo wir Anknüpfungspunkte haben. Oder vielleicht auch, dass wir gar keine (mehr) haben.

Es gibt vielleicht auch Leute, die zu solchen Treffen gehen, um allen zu zeigen, wie toll sie doch jetzt sind, bei denen die Frage „Und was machste jetzt?“ gar nicht ernst gemeint ist, sondern nur der Aufhänger für die eigene Erfolgsgeschichte, die man jedem auf die Nase bindet, der nicht bei drei auf den Bäumen ist. Wahrscheinlich haben diese Typen diese harmlose Frage so in Misskredit gebracht.

Ansonsten wüsste ich aber nicht, wie ich sonst ein Gespräch anfangen könnte. Es sei denn, wir tun alle so, als ob wir gerade erst Abi gemacht hätten, bleiben ganz brav in der Vergangenheit stecken und keiner traut sich raus.

2 machen mit. to “Mein Haus, mein Mann, mein Auto.”

  1. marcc Says:

    Die harmlose Frage sollte man auch nur stellen, wenn einem die Antwort nicht verlegen macht. „Ich bin arbeitslos, mein Partner ist abgehauen und ich habe Krebs“, wollen die wenigsten wirklich wissen. Weil sie nämlich dann erkennen, wie oberflächlich sie tatsächlich waren.

  2. TomInMuc Says:

    @marcc: 1. hängt die Antwort davon ab wie gut man sich kennt. Kennt man sich aus der Schulzeit nur oberflächlich, so wird kaum einer das antworten, was Du geschrieben hast. Eher vielleicht: „Ich orientiere mich gerade um und habe festgestellt, dass ich fürs Single-Dasein geboren bin“. Die Krankheit wird derjenige oder diejenige nicht erwähnen, da es zu persönlich ist und man kaum jemanden persönliche Dinge erzählt, den man nicht gut kennt und nur mal wieder auf einem Schultreffen sieht.
    2. wägt jeder, egal ob Schultreffen, Meeting, Opernplausch, etc. ab WAS er erzählt. Kennt man jemanden nicht hält man mit Informationen zurück und gibt nur leichte Hinweise. Fallen die auf fruchtbaren Boden, also kann man erkennen, das ein Interesse des Gegenüber vorhanden ist, dann steigert man das ganze.

    Ich frage die Unfrage auch. Es ist mir egal, was andere von solchen Fragen halten. Ich will einfach wissen, wie es meinem Gegenüber geht und wie es ihm so ergangen ist. Aber ich frage das nur bei den Menschen, zu denen ich früher einen guten Kontakt hatte. Es sind dann Bande vorhanden, die selbst jahrelanges Nichtsehen nicht kappen können und eine Vertrautheit vorhanden ist, von der man glaubte sie sei verschwunden. Gerade bei solchen Treffen erzählt man manchmal mehr, als seinen Freunden.

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