Was man so beim Podcastday 2006 erlebt, Teil IV

Jetzt also beim dritten Panel „Es geht auch ohne die Majors – Die Podcastszene gründet ihre eigene Musikindustrie“. Der Onkel Stein ist da, der Herr Dr. Pappi von der GEMA, C.C. Chapman, seines Zeichens Posafe Music Guru und Markus Koller vom Starfrosch-Podcast. Moderiert von einem Rechtsanwalt aus Berlin, den ich nicht kenne. Ich weiß auch nicht, warum er das moderiert, aber er tut’s. Irgendwie.

Wenn Herr Stein nicht spricht, kann man wunderbar die ganze Bandbreite seiner Gefühlspalette quasi live on stage sehen. Erst ist er gelangweilt, dann irgendwann schmollt er, weil er nichts sagen durfte und einmal sieht er auch beleidigt aus. Steht so in meinem Notizbuch. Wenn er was sagt, ist es meistens vernünftig, wobei das nicht zwangsweise bedeutet, dass ich immer zustimmen würde.

Die GEMA ist jedenfalls dabei, ein Gebührenmodell zu entwickeln und außerdem eine Geschichte voller Missverständnisse. Das Gebührenmodell versteh ich nicht, und habe dabei so ganz grob das Gefühl, dass das (ausnahmsweise) nicht an mir liegt. Es gibt da wohl auch laut Herrn Dr. Pappi noch Klärungsbedarf bei so marginalen Fragen wie „Wie lange darf der Podcast dann online bleiben?“. Herr Dr. Pappi weiß das nicht und weiß auch nicht so wirklich, wie lange denn so ein Podcast gerne online bleiben möchte. Ähm… prinzipiell erstmal für immer?

Generell regt sich bei mir der Verdacht, dass sich die GEMA bei der Erdenkung des Gebührenmodells ihr Podcast-Wissen über Sekundärliteratur welcher Art auch immer angeeignet hat, da meiner Ansicht nach einige der Grundprinzipien des Podcasts immer noch nicht so wirklich klar sind. Es fallen so Sätze wie „wenn der Podcast wöchentlich/täglich erscheint“ und ich möchte den Herrn Dr. Pappi gerne aufklären und ihm sagen, dass Podcasts nicht prinzipiell „wöchentlich“ oder „täglich“ erscheinen, sondern eigentlich eher „wenn ich Zeit hab“, „so oft es geht“, „hin und wieder“ oder „im Prinzip zweimal die Woche, es sei denn, mir kommt was dazwischen“. Letzteres ist mein Konzept.

Wir lernen außerdem, dass man der GEMA gar nicht alle Rechte geben muss, sondern es auf bestimmte Rechtekategorien (oder so) beschränken kann und den anderen Kram dann anders verwalten kann. Das glaubt so ungefähr keiner im Publikum, es ist aber anscheinend tatsächlich wahr. Es bleibt die Frage, warum es keiner weiß und warum es nirgendwo steht. Transparenz is‘ anders.

Tina von den Chicks will wissen, wer das Gebühren-Geld denn kriegen würde und wir lernen noch mehr Dinge, die wir lieber so nicht wissen wollten. Ausgereift klingt das alles noch nicht, und auch wenn ich ja einsehe, dass so ein Gebührenmodell nicht vom Zaun gebrochen werden sollte – aus diversen und nachvollziehbaren Gründen – dann frage ich mich doch, ob es nicht, wenn schon nicht schneller, dann wenigstens etwas besser aussehen könnte.

So kann sich jedenfalls noch keiner für das neue Gebührenmodell begeistern, was entweder daran liegt, dass die Leute es verstanden und als nicht besonders gut befunden haben, oder dass sie es wie ich gar nicht erst verstanden haben.

C.C. Chapman ist wahrscheinlich der beliebteste Mensch des Panels, weil er Podsafe Music mag und will und spielt und promotet und uns allen das wunderbare Podsafe Music Network geschenkt hat. Danke. Dafür laufen wir auch alle zum Mikro, wenn wir was fragen oder sagen wollen, denn sonst kann die Dolmetscherin nicht für den C.C. dolmetschen.

Markus Koller würde gerne wie C.C., kann aber nicht und scheint mir auch etwas desillusioniert zu sein.

Ich beschwere mich an besagtem Mikrofon darüber, dass es mal wieder nur Probleme zu geben scheint, wo doch mit Podcasts und Podsafe Music gerade für unbekanntere Künstler letztlich das Promotiontool schlechthin erschaffen wurde. Ich jedenfalls spiele Musik, um für den Künstler zu werben. Müssten da nicht auch die Labels aufhorchen, wenn da Privatleute für umsonst Werbung für CDs machen? Wahrscheinlich nur in meiner idealistischen Welt. Verdammt. Ich bekomme Applaus und Thomas Stein nennt mich „junge Dame“. Hach. Der Tag ist gerettet.

Thomas Stein teilt meine idealistische Weltanschauung jedenfalls nicht und glaubt, dass die Künstler und Bands ja ab einem bestimmten Bekanntheitsgrad sowieso wieder bei den großen Majors abklopfen würden. Ich weiß das nicht, bin mir da aber nicht so sicher wie er.

Insgesamt ein spannendes Panel, wenn auch nicht so wirklich heiß diskutiert wurde und ich immer noch nicht weiß, wer da moderiert und warum.

Es soll auch unser letztes Panel gewesen sein, denn bei der anschließenden Lagebesprechung entscheiden wir uns spontan gegen ein viertes und für Kuchen und Bier und draußen und Sonne (nicht zwangsweise alles zusammen).

Was die anderen Panels angeht, so ist Winnie jetzt sauer auf Alex Wunschel und Christian und Pia waren auch irgendwo. Wenigstens ist diesmal keiner früher rausgegangen.

Weitere Berichte:
Panel zum Hören (feat. Anne)

3 machen mit. to “Was man so beim Podcastday 2006 erlebt, Teil IV”

  1. NormCast Says:

    Hi Anne…

    Du schreibst:
    „Thomas Stein teilt meine idealistische Weltanschauung jedenfalls nicht und glaubt, dass die Künstler und Bands ja ab einem bestimmten Bekanntheitsgrad sowieso wieder bei den großen Majors abklopfen würden. “

    Leider hat er damit gar nicht mal unrecht, das haben Bands gemacht und das werden bzw. wuerden auch weitere Bands zukuenftig machen. Zum Beispiel die „Arctic Monkeys“. Sie sind komplett durch das Internet bekannt geworden, haben ihre Musik ueber das Internet verbreitet. Als der Zug rollte, haben sie sofort ihre erste CD „normal“ veroeffentlicht und das mit riesigem Erfolg.
    Das im Nachhinein Witzige an der Sache ist die Tatsache, dass wir einen Song von ihnen in der „Podparade“ spielen wollten. Allerdings hatten wir fuer die anstehende Ausgabe bereits genuegend Neuvorstellungen und haben den Arctic-Monkeys-Song dann fuer die naechste Sendung auf die Liste gesetzt. Und genau in der Woche, die zwischen diesen beiden Sendungen lag, sind die Arctic Monkeys mit einem Schlag beruehmt gewesen, haben viele ihrer Songs vom Netz genommen und waren von da an fuer die „Podparade“ Geschichte. Schade eigentlich, das waere was gewesen 🙂
    Gruss Norman

  2. Gerrit Says:

    Hey, ich habe dieses Panel ziemlich genauso empfunden wie Du. Schön, wenn jemand genau das aufschriebt, was man selber gedacht hat 🙂

  3. kus Says:

    erkundige dich mal nach den absoluten cd verkaufszahlen bei cc, das desillusioniert.

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