Was man so beim Podcastday 2006 erlebt, Teil II

Mit Pia und Christian wird die Lage besprochen. Beim ersten Panel ist das einfach, weil wir eh alle das gleiche sehen wollen. „Podcasts als Social Media – Warum Podcasting Web 2.0 – Menschen eine Stimme gibt“ heißt das ganze, mit Nico Lumma, Mario Sixtus, Oliver Bertrams und Andreas Schäfer. Moderiert von Thomas Wanhoff.

Als wir reinkommen, ist es schon wieder ziemlich voll, dementsprechend bleiben wir erstmal hinten in der Ecke stehen, werden dann aber auf irgendwelche freien Plätze gescheucht. Stehen ist hier wohl nicht angesagt. Na schön.

Als der Jingle zum medienforum nrw ertönt, zucke ich zusammen, weil a) zu laut und b) was war das denn bitte? Die Wasserflaschen der Referenten erinnern mich daran, dass ich Durst habe. Verdammt.

Insgesamt macht die Runde Spaß, wobei ich keine besonders abgefahrenen neuen Erkenntnisse gewinne und abwechselnd so ungefähr jedem mal zustimme, auch wenn das für andere Leute nach Widerspruch klingt. Ich kann ja den fantasiefreien Umgang der klassischen Medien mit Podcasts kritisieren und trotzdem finden, dass Podcasts, Blogs und der ganze Rest auch eine Fundgrube für talentierte Nachwuchsmedienmenschen sein können. Ist für mich eher ein Perspektivenwechsel als ein Widerspruch.

So oder so gewinnt der Herr Sixtus mehrere Runden Buzzword-Bingo und möchte gerne den Begriff „Web 2.0“ beerdigen, was wir dann auch bereitwillig tun, auch wenn mir das ein wenig leid tut, weil ich das Web 2.0 ganz gerne mochte und jetzt nicht weiß, was ich dazu sagen soll. Vielleicht „das mit dem Flickr und den Blogs und den anderen Sachen zum Mit- und Selbermachen“ oder so. Ein MySpace hab ich übrigens noch nicht und werd auch so schnell keins haben. Jedenfalls nicht, so lange das so häßlich und unübersichtlich ist wie im Moment. Da hab ich Prinzipien. Aber von MySpace fängt Gott sei Dank auch keiner an bei diesem Panel.

Nicht ganz verstehe ich die zögerlichen Reaktionen auf die Frage, ob Blogs und dergleichen nicht auch als kreativer Experimentier-Spielplatz verstanden werden können. Dem würde ich nämlich immer sofort ganz kräftig zustimmen.

Die Zuschauerfragen interessieren mich alle eher mäßig, vor allem weil da teilweise wieder Problemfässer aufgemacht werden, die ich sehr gerne geschlossen halten würde. Eine Theorie der Podcasts ist zwar schön und gut, wird aber im Zweifelsfall wieder damit enden, dass irgendwelche Pseudo-Regeln aufgestellt werden, die nur für einen Bruchteil der Podcasts tatsächlich gelten. Das eifrig und vermehrt dazwischengerufene Stichwort „Meinungsfreiheit“ ist zwar schön und wichtig, passt mir aber zu sehr in die idealistische Klischeekiste.

Warum wir so wenig politische Podcasts haben, kann ich auch nicht beantworten. Mir fallen da aber spontan zwei Gründe ein. Einmal sind die politischen Verhältnisse in Deutschland ungleich unspannender als beispielsweise die im Iran oder China. Zweitens weiß ich aus eigener Erfahrung, dass politische Diskussionen im Netz immer, und zwar wirklich immer, unschön verlaufen. Man kann sich sowas antun, wenn man unbedingt will, man kann’s aber auch sein lassen. Interessant wäre dann eher mal ein Podcast von einem Politiker. Den würd ich mir vielleicht auch anhören.

Wir haben also einer Beerdigung beigewohnt, alle gegen Herrn Sixtus beim Bingo verloren und festgestellt, dass eigentlich bisher nur Gerrit van AakenVier Nasen tanken Super“ gehört hat. Davon gibt’s ja auch erst zwei Folgen.

Außerdem lernen wir, dass das Wort „Podcast“ für einen Podcast genauso ungeeignet ist wie für eine Live-Diskussion. Selten gibt’s ein Wort, bei dem es so leidenschaftlich und hemmungslos poppt und ploppt wie bei diesem.

Dann gibt’s Essen. In der Podcast-Ecke gibt’s Hamburger und Hot-Dogs, die zwar echt nicht schlecht, dafür natürlich aber auch optimal zum Raumsauen geeignet sind. Erst recht, wenn man so ein Ding in drei Minuten runterwürgen muss, weil man die andern 27 in der Schlange gestanden hat. Außerdem ist Winnie jetzt da und wir jubeln beide, als unser Podcast-Logo auf dem Bildschirm erscheint und ich fang an, meine Werbe-Postkarten zu verteilen.

Weitere Berichte:
Mitschnitt des Panels
Weblog zum Medienforum

2 machen mit. to “Was man so beim Podcastday 2006 erlebt, Teil II”

  1. Prospero Says:

    Moment – Vier Nasen Tanken Super höre ich seit der ersten Ausgabe… Aber ich kenne auch Mario, zumindest vom Sehen und Lesen. 😉
    Ad Astra

  2. :: || just another weblog || ::: Says:

    […] Die Podcaster trafen sich ein bisschen in der Ecke, wir trafen erst noch Anne von Trivial Delight um dann gemeinsam festzustellen, dass wir niemanden kannten. Also, jeder kannte irgendwen, aber nie alle zusammen. Muss ich ja auch nicht, ich bin ja kein Podcaster. […]

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