Apropos Studiengebühren

Nach der Lektüre des Interviews im Spiegel Online mit dem Herrn Studenten Lucas und dem Herrn Wissenschaftsminister Corts weiß ich jetzt ganz genau, warum mir diese protestierenden Studenten so egal sind. Das heißt, egal sind sie mir eigentlich nicht, sie gehen mir vielmehr auf die Nerven.

Besonders beeindruckt haben mich folgende Sätze des Herrn Lucas:

Ich bin aber gern bereit, das System später über die höheren Steuern, die ich als Akademiker voraussichtlich zahle, mitzufinanzieren.

Wer neun Semester studiert, hat letztlich durch Gebühren und Zinsen mehr als 7000 Euro Schulden und muss, wenn er monatlich 50 Euro tilgt, 13 Jahre lang zurückzahlen.

Dazu fällt mir spontan folgendes ein: Ich zahle jetzt schon seit fast zwei Jahren brav meine Steuern, nachdem ich nach zweieinhalb Jahren Ausbildung meinen ersten (diesen) Job bekommen habe. Ich würde auch gerne noch mal studieren, kann mir das aber im Moment aus diversen Gründen finanziell einfach nicht leisten.
Somit gehöre ich zu den netten Leuten, die zum Beispiel dem Herrn Lucas das Studium finanzieren.1

Meine Position war ja schon immer, dass Bildung eben ab einer gewissen Grenze nicht umsonst sein sollte. Durch ein Studium werden die Leute besser qualifiziert und haben damit auch die Chance, einen besser bezahlten Job zu bekommen. Das ist zumindest die Theorie. Auf eine Stelle, die unbedingt ein Studium erfordert, könnte ich mich einfach nicht bewerben. Das soll nicht heißen, dass man mit einer Ausbildung nicht auch gut qualifizierte und ebenso gut bezahlte Jobs erreichen kann, aber der Grundgedanke ist ja schon, dass mal als Akademiker bessere Chancen auf dem Arbeitsmarkt hat.
Dementsprechend sehe ich kein Problem darin, diese Bildung auch entsprechend zu bezahlen. Schließlich sollte man davon ausgehen können, dass man diese Extrainvestition später in Form von einem besseren Gehalt zurückbekommt.

Nun kann man ja argumentieren, dass es ja gerade im Moment in Deutschland fraglich ist, ob man als Akademiker, wenn überhaupt, einen guten Arbeitsplatz bekommt. Wenn ich das richtig verstehe, so muss man seine Studiengebühren und -darlehen ja in vielen Fällen eh erst zurückzahlen, wenn man eine angemessen bezahlte Stelle hat.

Aber selbst da sehe ich ja durchaus diverse Diskussionspunkte. Ich hab ja schon geschrieben, dass ich auch nichts davon halte, dass auf der einen Seite Studiengebühren gefordert werden, auf der anderen Seite aber nur recht lächerliche Stipendien- und Darlehensoptionen geboten werden. Da muss sich noch viel tun. Allerdings ändert das nichts daran, dass ich Studiengebühren generell für richtig halte.

So richtig mit dem Kopf schütteln musste ich aber bei dem zweiten oben zitierten Satz. Leidet denn der Herr Lucas an Realitätsverlust? Mir scheint es fast so, denn es hakt hier meiner Ansicht nach gleich an mehreren Punkten.

Punkt 1: 7000 Euro ist – mit Verlaub gesagt – eigentlich nicht viel. Jedenfalls nicht, wenn man einen halbwegs anständig bezahlten Job hat. Nach einem Jahr Bafög-Höchstsatz hatte ich Bafögschulden, die sich ungefähr auf die Hälfte dieses Betrags beliefen. Danach hab ich übrigens kein Bafög mehr bekommen, weil ich dann doch mindestens einmal zu oft meine Fächer gewechselt habe. Natürlich sind 7000 Euro viel Geld, aber man muss das Ganze meiner Ansicht nach doch mal in ein Verhältnis setzen.

Punkt 2: Herr Lucas möchte diese 7000 Euro also mit 50 Euro im Monat tilgen. Bitte was? Auch hier mal mit Verlaub gesagt, aber 50 Euro im Monat hab ich schon beiseite gelegt, als ich noch in der Ausbildung war. Mit meinem angemessenen, aber doch eher durchschnittlichen Gehalt, lege ich momentan deutlich mehr Geld beiseite als 50 Euro und komme immer noch gut hin. Wer also nach einem Studium eine angemessenen Job bekommt (wovon Herr Lucas ja zumindest laut der ersten Aussage oben ausgeht), und dann der Meinung ist, 50 Euro Tilgung pro Monat würden reichen, der ist wohl eher selbst schuld, wenn es ewig dauert, bis die Schulden getilgt sind.

Ein letzter Punkt sei noch erwähnt, dann bin ich auch schon wieder ruhig.

Bei all den Diskussionen um Bildung und Studengebühren und darum, wie wichtig Bildung doch sei und dass sie dementsprechend auf keinen Fall was kosten dürfe, interessiert mich dann doch mal, warum sich immer noch niemand darum gekümmert hat, dass hier in Deutschland viel zu wenig Kindergartenplätze zur Verfügung stehen und diese dann auch noch Geld kosten.

Wenn wir schon von Bildungsgerechtigkeit und so weiter reden, dann ist das für mich die erste Stelle, wo sich endlich mal was ändern müsste. Ist ja schließlich auch schon längst kein Geheimnis mehr, dass man viele Fähigkeiten (sowohl intellektueller als auch sozialer Natur) gerade in frühem Alter mit besonders großem Erfolg fördern und schulen kann. Dieses Recht auf Bildung wird aber hier immer noch ziemlich vielen kleinen Kindern vorenthalten.

Oder, wie damals im Fernsehen eine arbeitslose alleinerziehende Mutter sagte: „Es ist ganz einfach… ohne Kindergartenplatz kann ich keinen Job annehmen und ohne Job bekomme ich keinen Kindergartenplatz.“


1 Also jedenfalls im Prinzip. Vielleicht nicht dem Herrn Lucas, dafür aber einem anderen Studenten hier in NRW. Ich weiß jetzt nicht, wie die Gelder da fließen.

14 machen mit. to “Apropos Studiengebühren”

  1. Michael Says:

    Wenn das Geld ja wenigstens an die UNI gehen wuerde und nicht zum Stopfen von Haushaltsloechern (Zukunftsinvestitionen sprich Kohlesubventionen) verwendet wuerde.
    Orientieren wir uns doch an Schweden, da bekommen die Studenten eine Grundzuschuss vom Staat und wenn sie brav ihre Pruefungen bestehen gibts Geld obendrauf. 🙂
    Wie schon damals mein alter Sozialkundelehrer vorgerechnet hat: Ein Student, der nach Abschluss seines Studium einen ordentlichen Job bekommt, gleicht durch Steuren und Abgaben ins Sozialsystem die Investionen der Gesellscahft in sein Studium mehr als aus. Das Problem sind die Studienabbrecher…

  2. Tim Says:

    [QUOTE]Dementsprechend sehe ich kein Problem darin, diese Bildung auch entsprechend zu bezahlen. Schließlich sollte man davon ausgehen können, dass man diese Extrainvestition später in Form von einem besseren Gehalt zurückbekommt.[/QUOTE]

    Eben man bekommt mehr Geld, zahlt aber auf dieses „mehr“ an Geld deutlich höhere Steuerprozente 😉

    Langzeitstudiengebühren finde ich noch in einem gewissen Rahmen sinnvoll, vielleicht auch progressiv ansteigend zur Studiendauer 🙂 aber grundsätzlich für das erste Studium finde ich Sie eher ungerecht. Das erhöht dann auch wieder die Durchlaufzeit an den Uni’s weil man noch arbeiten muss nebenbei, dadurch erhöhen sich auch wieder die 7000 €, die einem sowieso keiner leihen möchte, etc.

    Gut, das mit den 50 € ist lächerlich.

  3. Bina Says:

    Bei diesem Herrn Lucas kann man auch nur den Kopf schütteln. Und größenteils teile ich Deine Meinung, glaube aber, dass dieses Thema unglaublich komplex ist, und dass die Studiengebühren, so wie es momentan aussieht, ein Unding sind.
    Ich habe letzte Woche Post bekommen, dass ich im September über 800€ an die Uni überweisen muss. Weil ich dann ins 10. Semester komme. Vorneweg: Ich plädiere schon seit Jahren für Studiengebühren für Langzeitstudenten. Zu denen ich mich aber definitiv nicht zähle.
    Ich studiere auf B.A., das bedeutet eine Mindeststudienzeit von sechs Semestern. Diese Mindeststudienzeit hat mit der Regelstudienzeit nichts zu tun und ist bei Einführung des B.A. rein rechnerisch festgelegt worden. Selbst die Dozenten sprechen mittlerweile von mindestens acht Semestern, weil alles andere unrealistisch ist, so wie das Studium organisiert ist.
    Da ich mir mein Studium von Anfang an zu großen Teilen selbst finanzieren musste, bin ich von Anfang an zwei Tage die Woche arbeiten gegangen und hatte die meiste Zeit auch noch ein oder zwei zusätzliche Jobs (habe mir also auch noch die Nächte mit Kellnern um die Ohren gehauen). Dementsprechend habe ich auch etwas länger mit meinem Studium gebraucht.
    Dazu kommt, dass ich mich damals zum Sommersemester eingeschrieben habe, nachdem ich mich zuvor bei der Uni erkundigt und dann meinen festen Arbeitsplatz gekündigt habe. Und auf einmal hieß es dann ganz kurzfristig, mit der Anglistik könne erst im Wintersemester begonnen werden. Und da war es zu spät, noch irgendwas zu ändern. Das interessiert jetzt aber leider auch keine Sau mehr.
    Fazit ist, dass ich jetzt zusehen kann, wie ich meine Abschlußarbeit am besten über Nacht schreibe, damit ich mich ja rechtzeitig exmatrikulieren kann. Keine Bank der Welt wird mir im Moment dieses Geld leihen.
    Von den ganzen Leuten ganz zu schweigen, die ich kenne und die ihr Studium abbrechen mussten, weil alle Pflichtveranstaltungen immer überfüllt waren und sie sich deshalb schon ausrechnen konnten, dass sie niemals innerhalb der Regelstudienzeit fertig werden würden…
    Studiengebühren ja, aber bitte erst, wenn das Ganze vernünftig geregelt ist und der Student auch mit der entsprechenden Gegenleistung rechnen kann. Und das sehe ich im Moment (noch) nicht…

  4. Anne Says:

    Natürlich ist dieses Thema sehr komplex und die ganze Geschichte mit den Studiengebühren sehr unausgereift. Das versuche ich ja auch immer mitzuteilen.

    Es ist halt hier sehr schwer, die Theorie in die Praxis umzusetzen.

    Die finanziellen Aspekte waren übrigens mit ein Grund, warum ich mein Studium abgebrochen habe. Nachdem ich kein Bafög mehr bekommen habe (was ich eigentlich ganz gut fand, da ich sonst noch viel mehr Schulden gehabt hätte), musste ich auch nebenbei arbeiten und letztlich hat man dann – wenn man auch noch gelegentlich mal Freizeit haben will – kaum noch eine Chance, das Studium in der Regelstudienzeit abzuschließen.

    Insofern gehöre ich selber zu den Leuten, die sich ein Studium nur schwer leisten können. Ich bin aber trotzdem nicht der Meinung, dass ein Studium prinzipiell umsonst sein sollte.

    Hoffe nur, dass hier nicht der Eindruck entsteht, ich würde das alles nur sehr einseitig und „kapitalistisch“ sehen.

    Bei dieser Geschichte haben mich einfach nur die Aussagen des Herrn Lucas extrem geärgert.

  5. Henning Says:

    @Anne
    Wenn ich das jetzt richtig gelesen habe, würdest du gerne noch einmal studieren und machst das aus finanziellen Gründen nicht. Gleichzeitig sprichst du dich prinzipiell für Studiengebühren aus, die diese finanziellen Hürden ja noch weiter erhöhen. Findest du es denn gut, wenn die Bildung vom Geld abhängt? Du bist ja ein Beispiel von vielen dafür, dass Menschen sich nicht weiterbilden, weil ihnen das zu teuer ist oder sie es sich nicht leisten können. Wollen wir das? Ist das gut für die Gesellschaft? Für die Wirtschaft? Für den Einzelnen?

    7000 EUR Schulden mögen für Gutverdienende nicht viel sein, aber das bin ich als Student eben nicht. Da steckt ein Risiko und das will man nicht unbedingt eingehen. Die Folge ist, dass sich einige (oder viele) gegen mehr Bildung entscheiden. Die, die später tatsächlich gut verdienen, kann man ja auch heranziehen. Wird über die Einkommensteuer ja auch gemacht. Aber Studiengebühren beinhalten halt immer diesen Abschreckungseffekt, der nicht sinnvoll ist, wenn wir mehr Studenten wollen.

  6. Marcus Says:

    über diese aussage mit den 50 € kann man wirklich nur ungläubig mit dem kopf schütteln.

    sehe das thema studiengebühren (ich studiere nicht mehr, bin seit letztem jahr fertig) ähnlich wie michael. wenn das geld der universität bzw. dem bildungsetat zu gute kommen würde, wäre dagegen nichts einzuwenden, da die höheren einkommen, die akademiker trotz arbeitslosigkeit nunmal erzielen, nicht von allen auch den unteren ek-empfänger subventioniert werden soll. das ist eher, wie anne schon schrieb, ein fall für kindergärten. da wäre ein solidarisches finanzierungssystem in der tat hilfreich.

    ich kann mir auch vorstellen, dass von hochschule zu hochschule unterschiedliche gebühren eingefordert werden und damit ein wettbewerb unter den unis um zahlende studenten entsteht, die heute doch oftmals nur noch als lästig empfunden werden. zahlende studis hätten einen enormen einfluss auf die hochschullandschaft.

  7. Bina Says:

    Diese Aussagen von dem Herrn Lucas sind ja auch das Allerletzte. Und das ärgert mich auch immer so an diesen Leuten, dass sie ein Bild in die breite Öffentlichkeit transportieren, das kaum was mit der Realität der meisten zu tun hat.
    Aber es sind solche Leute, wegen denen man als Student immer wieder mit Vorurteilen zu kämpfen hat. Und das Klischee vom faulen Studenten trifft in den meisten Fällen nicht zu.
    Ich habe knapp drei Jahre lang eine 40Stunden-Woche gehabt, meinen Magen habe ich mir aber erst im Laufe des Studiums ruiniert.
    Und wie gesagt – prinzipiell teile ich Deine Meinung. Die sollen von mir aus ruhig Studiengebühren einführen, aber bitte auch erst dann, wenn sie vernünftige Studienbedingungen garantieren können und ein faires Finanzierungssystem ausgetüffelt haben.

  8. EmmJay Says:

    Ich bin der Diskussion langsam überdrüssig. Es ist ja nicht so, als würde ich das Ablöhnen begrüßen, oder als würde ich die Argumente für die Gebühren nicht nachvollziehen können.

    Aber die Diskussion ändert nichts. Studiengebühren werden aus Gründen erhoben, die nichts mit der universitären Lehre zu tun haben. Und niemand kann mehr etwas ändern. Der letztes Semester angezettelte „Studentenstreik“ war eher peinlich als Zeichen setzend. Und so werden speziell die ersten vier, fünf Semestergebühren im Behördensumpf untergehen, vielleicht gibts danach ja mal einen neuen Overhead-Projektor, von dem ich dann nichts mehr hab…

  9. Michael Says:

    Nachdem sie jetzt in der Foederalismusreform den Laendern noch mehr Freiheit bei der Gestaltung der Bildung geben, ist sowieso alles verloren. Jetzt spart jedes Bundesland die Unis auf seine eigene Weise kaputt. Es lebe die Kleinstaaterei. 🙁

  10. Christoph Says:

    Es werden ja nicht nur Unis hochgradig aus Steuergeldern subventioniert, sondern auch Theater und Opernhäuser, um nur mal im Bereich Kultur und Bildung zu bleiben. Diese „Veranstaltungen“ werden in der Regel auch eher von wohlhabenderen Bevölkerungsschichten genutzt. Wo kämen wir denn da hin, wenn die von den „Besserverdienenden“ gezahlten Steuern ihnen nicht auch wieder zugute kommen würden? 😉

    Im Ernst: Studiengebühren von 800 bis 1000 Euro pro Semester sind lediglich der (untaugliche) Versuch, die staatlichen Kassen etwas aufzubessern, während gleichzeitig der Anschein einer marktwirtschaftlichen Steuerung erweckt wird. Sozial-marktwirtschaftlich, sollte ich wohl sagen (anders geht es in der BRD ja nicht), denn „zu hoch“ dürfen die Gebühren ja auch nicht sein. Von Marktwirtschaft ist das allerdings meilenweit entfernt.

    Und im übrigen hat Anne ganz recht: Der größte Anteil am Nutzen aus einem Studium wird zunächst einmal dem Einzelnen zuteil, in Form von besseren Einkommenserzielungsmöglichkeiten, gesellschaftlichem Ansehen, attraktiverer Auswahl bei der Partnersuche (meine Uni war der reinste Heiratsmarkt … ;-)) und vielem mehr. Die Gesellschaft profitiert zwar von höheren Steuerzahlungen, aber erstens ist fraglich, ob nicht doch eine Umverteilung von unten nach oben stattfindet (s. mein Argument oben) und zweitens kann man ja auswandern, wie es z. B. viele Ärzte zur Zeit tun. Höhere Steuern zahlen im Übrigen auch gut verdienende Facharbeiter, Künstler, Handwerker — ohne subventionierte Ausbildung. Letztlich bleibt außerdem die Frage der Einkommensumverteilung durch Steuern weitgehend unabhängig von der Frage der Bildungsfinanzierung: Für eine progressive Einkommensteuer gibt es viele andere gute Gründe.

  11. Michael Says:

    Ehrlich gesagt kann ich die Diskussion auch nicht mehr hören. Die Angelegenheit ist beschlossen und da Studenten eine Gruppe ohne Lobby sind, verstehe ich eigentlich nicht warum sich die PolitikerInnen so lange Zeit genommen hat.
    @ Christoph: Guter Punkt. Um hier mal „Yes Prime Minister“ (sinngemäß) zu zitieren: „Theater is one of the only places where people can get their income tax back“
    Auswandern hört sich immer besser an, was empfiehlst du denn ?

  12. Thomas Says:

    Was mich an der ganzen Sache stört: Offensichtlich „benutzt“ man Universitäten heute anders als noch vor zehn Jahren. Sie werden von den Studierenden nach Rankings ausgewählt, Seminare besucht man, weil man Themen sammelt, die sich gut im Lebenslauf machen und Dozenten sind dann beliebt, wenn sie gute Noten geben. Das ist doch (im Gegensatz zu Humboldtschem Bildungsideal) reines Marketingdenken und hat nur noch geringen universitäten Anspruch. Wozu finanziert der Bürger und der Staat hochqualifzierte und -bezahlte Dozenten, wenn die über geringes Interesse an spannenden und innovativen Lehrveranstaltungen klagen? Wenn Universitäten nur noch (kurzsichtig) „markt- und praxisgerecht“ ausbilden, dann kann eine finanzielle Beteiligung daran nicht so ganz falsch sein – und es gibt ja auch noch Fachhochschulen…

  13. Bina Says:

    Das würde ich aber stark einschränken wollen. Das mag vielleicht für manche Studiengänge an manchen Unis zutreffen, ich erlebe aber tagtäglich eher das genaue Gegenteil.
    So wurden gerade mehrere hochqualifizierte und motivierte Dozenten entlassen, weil sie schlichtweg zu teuer waren. Als Ersatz wurden dann Leute vor das Seminar gestellt, die kaum ihren Abschluß in der Tasche hatten und komplett überfordert waren.
    Und Professoren im Allgemeinen – viele davon ruhen sich dermaßen auf ihrem Status aus, dass es kaum zu glauben ist. Die sind beschissen organisiert, halten die gleichen Vorlesungen wie vor dreißig Jahren und kümmern sich einen Dreck um ihren Lehrauftrag. Aber sie sind ja auch weitestgehend unantastbar. Das zum Beispiel müsste sich auch erstmal ganz schnell ändern – Professoren dürfen nicht länger so hohe Gehälter kassieren, ohne dass auch nur im Ansatz kontrolliert wird, ob sie dementsprechend Leistung bringen.
    Ich denke da unter anderem an Professoren, die ihre Diplomanden gezielt erpressen, um die Arbeit auf sie abzuwälzen. Und welcher Diplomand wagt es schon, sich darüber zu beschweren, wenn er damit seinen Abschluß und seine Zukunft riskieren würde? Und das ist kein Einzelfall.
    Und bei mir an der Uni gibt es wohl auch kaum eine Veranstaltung, die sich über mangelnde Besucherzahlen beklagen kann. Der Normalfall sieht eher so aus, dass 200 Studenten in den Hörsaal passen und die restlichen 400 draußen auf dem Gang stehen.
    Da fällt mir auch der universitäre Anspruch, aber aus ganz anderen Gründen.

  14. Franz Says:

    -nicht nur Studenten werden auf Steuern finanziert, auch Auszubildende
    -es existieren auch sehr viele Studierende mit Kindern, die für den Platz gehörig tief in die Tasche greifen müssen
    -das Gros der Fächer gehört eben nicht der techn. Fak. an und genießt somit auch keine immens hohen Einkünfte bzw. Ansehen in der Bevölkerung; Gegenargument „studier halt was anderes“, gekontert „überleg mal wenn jeder das gleiche machen würde“

    „Dementsprechend sehe ich kein Problem darin, diese Bildung auch entsprechend zu bezahlen. Schließlich sollte man davon ausgehen können, dass man diese Extrainvestition später in Form von einem besseren Gehalt zurückbekommt.“

    Entspricht romantischem Wunschdenken und nicht einmal ansatzweise der Realität.

    „Dazu fällt mir spontan folgendes ein: Ich zahle jetzt schon seit fast zwei Jahren brav meine Steuern, nachdem ich nach zweieinhalb Jahren Ausbildung meinen ersten (diesen) Job bekommen habe.“

    Haben viele Studenten eventuell schon zuvor gemacht, in Form einer Ausbildung oder der zweiter Bildungsweg beschritten wurde. Alle zahlen auch Mehrwertsteuer etc., nicht wenige tragen auch zur Rente bei (ist freiwillig möglich) bzw. werden dafür belangt, wenn sie bei Selbstfinanzierung das erlaubte Einkommen überschreiten.

    „Bei all den Diskussionen um Bildung und Studengebühren und darum, wie wichtig Bildung doch sei und dass sie dementsprechend auf keinen Fall was kosten dürfe, interessiert mich dann doch mal, warum sich immer noch niemand darum gekümmert hat, dass hier in Deutschland viel zu wenig Kindergartenplätze zur Verfügung stehen und diese dann auch noch Geld kosten.“

    Mit Verlaub, das ist eine „asoziale“ Milchmädchenrechnung, viele der formals kleinen Kinder, besuchen später auch eventuell die Universität, die Eltern werden alles doppelt belangt. So oder so die Welt ist immer ungerecht, eine asoziale Grundhaltung gemäß „was ich nicht bekomme, bekommst du auch nicht“ hilft dabei erst recht nicht weiter. Futterneid ist aller Laster Anfang!

    „Oder, wie damals im Fernsehen eine arbeitslose alleinerziehende Mutter sagte: “Es ist ganz einfach… ohne Kindergartenplatz kann ich keinen Job annehmen und ohne Job bekomme ich keinen Kindergartenplatz.”

    q.e.d. – das trifft auch auf jede studierende Mutter zu. Gemäß der Logik hätten diese wahrscheinlich nur besser verhüten müssen, nicht wahr?

    „Aber selbst da sehe ich ja durchaus diverse Diskussionspunkte. Ich hab ja schon geschrieben, dass ich auch nichts davon halte, dass auf der einen Seite Studiengebühren gefordert werden, auf der anderen Seite aber nur recht lächerliche Stipendien- und Darlehensoptionen geboten werden. Da muss sich noch viel tun. Allerdings ändert das nichts daran, dass ich Studiengebühren generell für richtig halte.“

    Klar auf Grundlage völliger Ahnungslosigkeit ist man für Studiengebühren und man führt diese erstmal sicherheitshalber ein und macht sich später über die desaströsen Folgen Gedanken.

    Amen, es gibt Leute die konnten sich Studium und Beruf „leisten“, weil sie die Zähne zusammenbissen und mehr jobbten als studierten, aber es klappte dennoch. Vielleicht würde es erst einmal gut zu Gesicht stehen, bevor man philosophierend über die Welt herfällt, die tatsächliche Situation an der Uni zu verstehen.
    Das der Steuerzahler, inkl. der Eltern des/der Studierenden bzw. jener selbst, Professoren und Angestellte an der Uni bezahlt ist klar. Das dort ein riesiger Verwaltungswasserkopf vorherrscht dürfte auch klar sein, in jedem großen staatlichen „Betrieb“ usus. Das auch viele Professoren, gerade jene der technischen Fakultäten, die Uni nur als Altersversorgung ansehen und ihr Zweitjob in der Wirtschaft ist, das ist vielen nicht klar. Das es aber mehr als logisch ist für das Gros der Bevölkerung Studenten immer stante pede den schwarzen Peter zuzuschieben, das verstehe wer will. Logik ist dabei in keinster Weise mit im Spiel.
    Auch jede Investition des Arbeitgebers in den Auszubildenden kostet eine Stange Geld, diese Investition muß sich im Nachhinein erst einmal beweisen. Von einer hohen Produktivität während der Ausbildung, träumt allenfalls der Auszubildende. Die anfallenden Kosten werden wiederum mitunter auch indirekt zum Teil von der Allgemeinheit getragen. Das grobe Muster sollte klar sein, den Futterneid kann man in die Tonne kippen. Dann, aber auch nur dann, klappts vielleicht mal mit Deutschland.

    Sollten die Worte an einigen Stellen zu harsch klingen, einfach ein paar Gänsefüßchen dabei denken, dann stimmts. Ich hege keinen Zorn gegen Leute die so denken, ich kenne auch leider nur allzuviele Studierende die gleichermaßen „abfällig“ über die arbeitende Bevölkerung (damit meine ich jene ohne Studium) denken. Das muß aufhören, diese Ausspielung der „gesellschaftlichen Schichten“ ist das Werk der Politiker, um ihren Kahlschlagkurs durchzusetzen – in allen Bereichen.

    Statt wütend diesen Text unter „Getrolle“ abzuhaken, hoffe ich das der ein oder andere Denkanstoß dabei war. Die Unis stehen jedem offen, man kann dort reinschauen, sich geflissentlich informieren. Geschlampt wurde dort schon seit den 70ern, der Sparkurs ist usus, jede Generation von Studenten kann ein Lied von singen.

    LG Franz

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